Umfassende Finanzplanung für Praxisgründung und -übernahme
Der Weg zur eigenen Praxis erfordert nicht nur medizinisches Fachwissen, sondern auch ein klares Finanzkonzept. Bei einer Praxisgründung oder -übernahme geht es nicht nur um die Ausstattung und Einrichtung – die gesamte finanzielle Struktur muss durchdacht und abgesichert sein, um langfristigen Erfolg zu gewährleisten. Im Folgenden werden die verschiedenen Investitionstöpfe und die zu erwartenden Kosten aufgeschlüsselt, die für eine vollständige Finanzierung und eine solide Finanzplanung nötig sind.
1. Bau- und Baunebenkosten
Dieser Bereich ist oft der größte Budgetposten bei der Gründung oder Erweiterung einer Praxis. Unter Bau- und Baunebenkosten fallen alle Ausgaben, die mit der Errichtung und Strukturierung der Praxisräume zusammenhängen.
- KG 300 – Baukonstruktionen: Hierzu gehören Wände, Türen, Böden, Decken und Fenster. Die Konstruktion und Raumaufteilung müssen funktional für den Praxisbetrieb und gleichzeitig ansprechend für die Patienten gestaltet sein.
- KG 400 – Technische Anlagen: Die technischen Installationen umfassen Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen sowie Elektroinstallationen und EDV-Verkabelungen. In der heutigen Zeit sind stabile Netzwerkanbindungen für den Einsatz von Praxis-Software und Digital Health unerlässlich.
- KG 700 – Baunebenkosten: Dazu zählen die Planungs- und Genehmigungskosten. Auch die Ausgaben für Projektsteuerung, Beratung und Bauabnahmen fallen hier hinein. Eine solide Planung ist essentiell, um Verzögerungen und Budgetüberschreitungen zu vermeiden.
Eine detaillierte Baubeschreibung ist in diesem Zusammenhang entscheidend, um Verantwortlichkeiten klar abzugrenzen. Sie hilft, potenzielle Missverständnisse und ungeplante Kostenübernahmen zu vermeiden, und ist somit ein Schlüssel für Termintreue und Kostensicherheit. Weitere Informationen zur Kostenplanung und zur Bedeutung der Baubeschreibung finden Sie hier.
2. Ausstattung und Einrichtung
Die Kosten für Ausstattung und Einrichtung sind essenziell, da sie die Arbeitsqualität und das Patientenwohl maßgeblich beeinflussen. Die Einrichtung sollte sowohl funktional als auch ästhetisch ansprechend sein.
- Praxismöbel: Dazu gehören Empfangsmöbel, Wartezimmerstühle, Büromöbel sowie spezielle Möbel für Behandlungs- und Untersuchungsräume.
- Medizintechnik: Der Bedarf an moderner Medizintechnik wie Diagnostikgeräte, Behandlungstische und hygienische Ausstattung ist groß und muss den aktuellen Standards entsprechen.
- Praxis-IT: Computer, Drucker und Software für die Verwaltung und Abrechnung gehören ebenso zur Grundausstattung einer modernen Praxis wie Sicherheitssoftware und Diagnostikprogramme.
Erfahren Sie mehr über das Thema Praxisumbau und worauf es bei der Einrichtung einer Arztpraxis zu achten gilt in diesem Praxis-Tipp.
3. Rechts- und Beratungskosten
Für den erfolgreichen Betrieb einer Praxis sind verschiedene Rechts- und Beratungsdienstleistungen erforderlich, besonders zu Beginn der Tätigkeit.
- Anwaltskosten: Von der Vertragsgestaltung bis hin zur rechtlichen Absicherung der Mitarbeiter ist juristischer Beistand notwendig.
- Wirtschafts- und Steuerberatung: Ein professioneller Berater hilft bei der Optimierung der Finanzierungsstruktur und der Einhaltung steuerlicher Vorgaben. Auch die Buchhaltung kann hier ausgelagert werden, um den Fokus auf den medizinischen Alltag zu legen.
- Spezialisierte Gesundheitsberatungen: Dazu gehören Beratungen im Bereich Praxisorganisation, Datenschutz sowie Abrechnungsberatung.
Diese Dienstleistungen sichern den rechtlich und wirtschaftlich stabilen Start der Praxis.
4. Sonstige Kosten
Eine Praxisgründung ist nicht nur auf medizinische Versorgung beschränkt. Es entstehen zusätzliche Kosten für Betrieb und Bekanntmachung der Praxis.
- Marketing und Eröffnungskosten: Eine Präsenz auf sozialen Medien, eine professionelle Website sowie Offline-Marketingmaßnahmen sind oft ausschlaggebend für den Patientenzulauf.
- Betriebs- und Inbetriebnahmekosten: Während der Bauphase und kurz nach Eröffnung entstehen Kosten wie Strom, Wasser und Versicherungsausgaben, die nicht unerheblich sind.
- Unvorhergesehene Ausgaben und Reserven: Ein Budgetpuffer für unerwartete Kosten während des Baus und der Eröffnung ist unbedingt empfehlenswert.
5. Finanzielle Absicherung und Anlaufkosten
Viele Praxen brauchen in den ersten Betriebsmonaten finanzielle Rücklagen, um eine solide Liquidität sicherzustellen.
- Mietkaution: Die Mietkaution kann oft mehrere Monatsmieten umfassen und ist für die Absicherung des Vermieters unabdingbar.
- Anlaufkosten für die erste Betriebsphase: Besonders die Personalkosten und allgemeinen Betriebskosten müssen gedeckt sein, bis die Einnahmen den normalen Betrieb finanzieren.
- Marketingbudget für die Startphase: Auch nach der Eröffnung sind fortlaufende Marketingmaßnahmen entscheidend, um die Praxis zu etablieren und eine stabile Patientenbasis aufzubauen.
- Finanzielle Rücklagen: Diese Puffer sollen Liquiditätsschwankungen abfangen und helfen, unerwartete Betriebsausgaben auszugleichen.
Eine umfassende Beratung zum Thema Praxisgründung und Standortwechsel finden Sie hier.
6. Personalrekrutierung und Schulungskosten
Eine moderne Praxis erfordert hochqualifiziertes Personal. Die Kosten für Personalrekrutierung und Schulung sind deshalb ein zusätzlicher Kostenfaktor.
- Rekrutierungskosten: Anzeigen auf Jobportalen oder die Beauftragung von Personalvermittlern kosten nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Die Auswahl gut ausgebildeter Mitarbeiter ist jedoch ein entscheidender Erfolgsfaktor.
- Schulung und Onboarding: Nach der Einstellung sind Schulungen für das Praxismanagement, Softwareeinführungen und Sicherheitsunterweisungen notwendig. Die Einarbeitungskosten sind gerade in der Startphase höher, sollten aber als Investition in die langfristige Praxiskultur gesehen werden.
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Fazit: Ein durchdachtes Finanzierungsmodell als Basis für den Erfolg
Eine Praxisgründung oder -übernahme erfordert umfassende Planung und ein strukturiertes Budget. Von Baukosten über Ausstattung bis hin zu Marketing und Personaltraining – all diese Bereiche benötigen eine gezielte finanzielle Zuweisung. Besonders wichtig sind realistische Kostenschätzungen und eine transparente Budgetplanung, um den finanziellen Rahmen sicherzustellen. Indem Investitionstöpfe frühzeitig kalkuliert und regelmäßig überprüft werden, kann eine Praxis von Beginn an auf soliden finanziellen Beinen stehen.
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